Mehr Inklusion mit digitaler Assitenz

Vor genau 50 Jahren gründeten wir unsere ersten Werkstätten, u.a. hier in Waltrop. Wir sind heute der einzige Werkstatträger im Landkreis Recklinghausen mit elf standorten ….

Grußwort Innovationsforen Mittelstand am 04.07.2018 Waltrop:  Inklusion 4.0 – Digitale Unterstützungssysteme für Mitarbeitende mit kognitiven Einschränkungen

… und beschäftigen im Dienstleistungsbereich, in der Holz- und Mettalverarbeitung, in Logistik und Verpackung, Textilverarbeitung, der Elektromontage und im Garten- und Landschaftsbau, im Wäscherei- und Druckereibereich.
Es gibt keine Entwicklungen in der Arbeitswelt, die an unseren Werkstätten vorbeigeht. Viele Jahre waren wir Zuliefererbetrieb des Bergbaus. Am 3. Advent schließt der Bergbau endgültig.
Unser Credo war daher immer: Veränderungsprozesse mitgestalten und unsere Prozesse, Strukturen, Strategien, unser Bildungswesen aktiv verändern.

II.
Deswegen wollen wir das Zeitalter der Digitalität aktiv mitgestalten.
Das Megathema Zeit birgt Risiken und Chancen zugleich – da heben wir uns nicht ab von anderen Betrieben:
Wie und was wird in Zukunft produziert und welche Arbeitsplätze fallen womöglich durch digitale Lösungen ganz weg? Hier gibt es Ängste und sozialen Sprengstoff, gerade in einer Region verfestigter Langzeitarbeitslosigkeit!
(Weil wir aber ins Gelingen verliebt sind:) Welche neuen (technologischen) Möglichkeiten ergeben sich für Menschen mit Behinderung, um am gewöhnlichen gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, die wir heute noch gar nicht erahnen?
Barrierefreiheit ist hier umfassend zu denken: Was können mixed Reality-Technologien an heute vorhandenen Barrieren abmildern? Menschen haben Sinneseinschränkungen – sehen oder hören schlecht -, haben physische Handicaps (und sind mobiler und autonomer durch Robotertechnik). Menschen haben kognitive Einschränkungen oder geistige Behinderungen, können aber im Arbeitsprozess durch passgenaue Hart- und Software ihre Nachteile abmildern.

Wir sagen mit einigem Selbstbewusstsein, dass die Werkstätten mit ihrer 50jähriger Erfahrung, aber auch unsere Beschäftigte etwas einzubringen haben.

III.
Unsere doppelter Blick ist und bleibt dabei: Rehabilitation und Produktion.
Wir zielen darauf, dass Menschen, die nicht, noch nicht oder noch nicht wieder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sind, pädagogisch gefördert werden. Mit digitalen Assistenzen geht sicherlich mehr!
Wir zielen ebenso darauf, dass unsere Leute in die Betriebe gehen (wohlwissend, dass auch wir „Betrieb“ sind): Wie ist ein Arbeitsplatz, ein Arbeitsprozess für einen behinderten Menschen gestaltbar, dass ein Mensch nicht daran behindert wird, eine vergleichbare Arbeitsleistung zu erbringen?
IV.
Wie kommt man zu solchen Lösungen? – Man erfindet sie a sicher nicht im Forschungslap, sondern eher direkt in der Arbeitswelt mit den Nutzern zusammen: Digitale Assistenz muss passgenau sein und vom Nutzer wie von der Umwelt akzeptiert werden. Sie muss zugänglich sein unabhängig von hardware, software, Sprache, Kultur, Ort – und eben unabhängig physischen und kognitiven Fähigkeiten. Das sind immense Herausforderungen.
Hier wollen wir gerne mit unseren Beschäftigten Entwicklungshelfer sein: Menschen mit Behinderung entwickeln, testen und nutzen im besten Fall neue Technologien.
Gute digitale Assistenzen haben gesamtgesellschaftlichen Nutzen, weil sie übertragbar sind. Daher beteiligen wir uns auch als Diakonisches Werk an sich und nicht nur als Recklinghäuser Werkstätten: Was einem Mensch mit Behinderung nützt – und da denken wir einfach an unsere Bahnhöfe mit ihren Aufzüge, Beschriftungen und Bodenmarkierungen -, das ist auch auf einen alten Menschen übertragbar.
V.
Wir wollen heute ein Netzwerk bauen bzw. auszubauen.
Wir verstehen uns als Teil der heimischen Industrie, mit der wir kooperieren und für die wir fertigen. Wir haben die Verantwortung, täglich für 2.000 Beschäftigte Arbeit zu organisieren – und wollen das auch in Zukunft realisieren.
Wir verstehen uns mit unserem diakonischen Auftrag im Zusammenhang mit anderen diakonischen Trägern und Trägern der freien Wohlfahrtspflege und wollen alles zu tun, damit Menschen mit Teilhabehemmnissen so befähigen und gefördert werden, dass sie Teil der Arbeitswelt werden und bleiben.
Für uns ist daher der Aufbruch zur Arbeit 4.0 in besonderer Weise ein Aufbruch in ein Projekt „Inklusion 4.0“.
Mein Dank gilt allen, die die Veranstaltung initiiert und organisiert haben, die vortragen und zuhören.
Früher sagte mal hier „Glück auf“ – mal sehen, was die digitale Arbeitswelt daraus macht …