Ukraine: Menschenwürde wird mit Füßen getreten

Der vom russischen Präsidenten angeordnete Überfall russischer Truppen auf die Ukraine ist ein verantwortungsloser Bruch des Völkerrechts. Fassungslos sehen wir, dass Werte wie Versöhnung, Respekt, Menschenwürde, Selbstbestimmung und friedliche Koexistenz mit Füßen getreten werden. Wir sind an der Seite der Opfer und aller Leidtragenden dieses Krieges.  (Stellungnahme der Initiative Pskow, die sich in Russland u.a. um Menschen mit Behinderung kümmert.)

Der Einmarsch in die Ukraine ist aufs schärfste zu verurteilen. Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein! Dieses Bekenntnis der ökumenischen Christenheit gilt uneingeschränkt nach wie vor.

Was für ein verstörender Schock: 1941 hat Nazideutschland die Sowjetunion überfallen. Das Gedenken deutscher Schuld hat 1991 zum Beginn unseres Engagements in der russischen Stadt Pskow geführt. Und nun erleben wir heute die schlimmsten Tage seither: Russland überfällt seinerseits ein Land. Dreißig Jahre lang hat die Initiative Pskow mit ihren Partnern in Russland und Deutschland an der Versöhnung der Völker gearbeitet. Den kirchlichen Worten folgten entsprechende Taten. Gemeinsam blicken wir auf Jahrzehnte erfolgreicher Projekte insbesondere zur Verbesserung der Lebensbedingungen von behinderten Menschen und ihren Angehörigen zurück.

Der Krieg in der Ukraine lässt nun unsere Mitglieder verunsichert fragen, ob unsere Versöhnungsarbeit gescheitert ist. Im Gedenken an das Leid, das im Zweiten Weltkrieg von Deutschland aus über Russland und die Welt gekommen ist, hatten wir geglaubt, dass Krieg in Europa nicht mehr möglich ist. Nun müssen wir schmerzlich eingestehen, dass wir uns geirrt haben. Zugleich wachsen die Sorgen um den Fortbestand der Aufbauarbeit für und mit behinderten Menschen.

Gibt es noch Hoffnung? Bei den vielen Begegnungen mit Menschen aus Russland ist uns nie Hass oder gar Gewaltbereitschaft begegnet. Wir kennen Land und Leute: Dieser Krieg hat bei vielen Menschen in der russischen Bevölkerung keinen Rückhalt. Noch ist es nicht zu spät, die Waffen zurückzuziehen und weiteres Leid der ukrainischen Bevölkerung zu verhindern! Noch ist es nicht zu spät, einer weiteren Eskalation entgegenzuwirken.

Wir stehen nach wie vor zu unserer Verantwortung gegenüber den Menschen in der Stadt und Region Pskow. Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir auf dem Weg bleiben: dem Weg der Versöhnung, der Nächstenliebe und der Menschenwürde.